Frauen, Sport und Mythen

Frauen, Sport und Mythen

 

31. Oktober 2025

Ein Rückblick von Corinne Siegfried zum Webinar über „Frauen, Sport und Mythen“, organisiert von Swiss Olympic und Alliance F

Webinar „Frauen, Sport und Mythen“

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Ich durfte am eindrücklichen Webinar „Frauen, Sport und Mythen“, organisiert von Swiss Olympic und Alliance F, teilnehmen. Es waren viele inspirierende Frauen dabei, unter ihnen Persönlichkeiten wie Ruth Metzler. Schön war auch, dass Männer anwesend waren, die sich aktiv für Gleichstellung einsetzen.

Eindrücklich wurde aufgezeigt, dass wir noch immer in Strukturen leben, die von Männern geschaffen wurden. Viele wissenschaftliche Studien und Trainingsmodelle basieren nach wie vor auf dem männlichen Körper. Dadurch entstehen Fehleinschätzungen wie etwa die Annahme, Frauen seien verletzungsanfälliger. In Wahrheit fehlt es schlicht an geschlechtsspezifisch angepassten Daten und Trainingskonzepten. Gemeinsam reflektierten wir, mit welchen Vorurteilen wir selbst schon konfrontiert waren und welche Mythen sich hartnäckig halten.

In den Breakout-Sessions diskutierten wir unter anderem, ob Frauen weniger gerne Führungsverantwortung übernehmen und wie sie mit Macht umgehen. Dabei wurde klar, dass Machtmissbrauch vor allem eine Charakterfrage ist. Auffällig ist jedoch, dass insbesondere Männer älterer Generationen oft sehr selbstsicher auftreten, kaum Fehler eingestehen und sich stark über Leistung und Status definieren. Früher galt ein Ehrenamt im Sport zudem als Karrierebooster. Diese Generation verknüpft Führungsverantwortung daher häufig stärker mit Macht als mit gemeinsamer Verantwortung. Frauen hingegen sprechen offener über Unsicherheiten und Lernprozesse, was ihnen fälschlicherweise als Schwäche ausgelegt wird.

Im Plenum wurde deutlich: Studien zeigen, dass Frauen grundsätzlich genauso gerne Führungs- und Verantwortungsrollen übernehmen wie Männer. Dass sie es weniger tun, liegt einerseits am Netzwerk der Männer, aber auch am Umfeld, denn Frauen begegnen oft widersprüchlichen Erwartungen. Noch immer wird oft erwartet, dass Frauen eine Kopie männlicher Führungsstile sind, statt anzuerkennen, dass ein eigener, weiblicher Führungsstil ebenso wirkungs- und wertvoll ist. Uns wurde noch das Buch «Jede Frau» von Agota Lavoyer empfohlen.

Auch wenn das kommende Seminar zu Sexismus im Sport (am 27. November) erst noch bevorsteht, war das Thema bereits sehr präsent. Viele Teilnehmerinnen berichteten offen über sexistische Bemerkungen und Situationen, auf die man oft zunächst sprachlos reagiert oder die man weglächelt. Uns wurde klar gemacht, Sexismus ist keine Empfindlichkeit, sondern ein strukturelles Problem, das nicht bagatellisiert werden darf. Gerade wenn man sich ehrenamtlich engagiert, ist das schwierig auszuhalten. Das muss nicht toleriert werden und man darf auch nachträglich klar ansprechen, dass es inakzeptabel ist. 

Der Austausch hat mich bestärkt, mich nicht beirren zu lassen. In meinen zwei Jahren als Präsidentin habe ich mehr als genug erlebt, dass Frauen in Führungspositionen auch in der heutigen Zeit immer wieder mit sexistischen Äusserungen und Haltungen konfrontiert werden.

 

Mein Fazit:
Das Webinar hat eindrücklich gezeigt, dass Gleichstellung kein Frauenthema, sondern ein gemeinsames Anliegen ist. Es braucht weiterhin Bewusstsein, Dialog und Mut, eingefahrene Strukturen zu hinterfragen, im Sport genauso wie in der Gesellschaft.

Nehmt am 27. November am Webinar über Sexismus im Sport teil, es lohnt sich!

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Autorin: Corinne Siegfried